Versteckt im Schäferberg: Die erstaunlichen Höhlenwohnungen im Harz
Ja, das glaubt man kaum, dass es nicht nur in „Mittelerde, sondern auch im Harz solche Höhlenwohnungen gibt, oder?
Am Schäferberg in Langenstein findet ihr noch 5 wiederhergestellte (ehemals 10) Wohnungen, die zu besichtigen sind. Es sieht von oben fast aus wie eine kleine Reihenhaussiedlung, nur die üblichen Trampoline in den kleinen Vorgärten fehlen.: -)
Auch in schon längst vergessenen Zeiten gab es die heute noch bestehende Wohnungsnot. Auf der Suche nach Wohnraum haben sich im Jahre 1855 junge Landarbeiterfamilien die Wohnungen in den Sandstein gehauen. Wenn man bedenkt, dass es damals noch keine „Hilti“ gab, kann man sich in etwa vorstellen, was das für eine Plackerei gewesen sein muss.
Aus den Felsspalten wächst Gras und die Wiesenblümchen haben sich ebenfalls schon lange dort angesiedelt. Auch wenn diese Wohnungen aus der Not heraus geboren sind, waren die damaligen Bewohner sicherlich gesünder als die „Leute aus der Stadt“, von denen einige in vergleichbaren Kellergeschosswohnungen leben mussten.
Abenteuerlich wohnen
Die Höhlenwohnungen sind ca. 30 qm groß und in drei Räume unterteilt, Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und Vorratsraum. Die Innenräume sind komplett ohne Türen, denn die Wärme sollte sich in alle Räume verteilen. Ein oder zwei kleine Fenster gibt es nur an der Eingangsseite.
Über den Eingangstüren sind schmale Öffnungen und auch wenn Fenster und Tür geschlossen sind, geht immer ein leichter Luftzug durch die Wohnung und hinten zum Schornstein wieder raus. Die Wohnungen sind im Winter warm und im Sommer kühl, da sie auf einer sonnigen Anhöhe über dem Ort Langenstein liegen. Die Dorfbewohner in ihren gemauerten Häusern haben damals im Winter mehr gefroren, da ihre Häuser im Schatten des Berges standen.
Auf den Dächern der Höhlenwohnungen hat man Ziegen weiden lassen, um zu verhindern, dass sich Bäume dort verwurzeln. Da ist sicherlich der eine oder andere „Schafsköttel“ mal in den Schornstein gefallen.
Verein „Langensteiner Höhlenwohnungen e.V.“
Mir ist es absolut nicht verständlich, dass hier aus dem doch sonst so großzügigem „Staatssäckel“ kein bisschen Geld für den Erhalt dieser einzigartigen Höhlenwohnungen fließt. Da wird neben einer bestehenden Brücke eine zweite Brücke gebaut, die niemals betreten wird, Innenstädte werden mit Bänken ausgestattet, auf denen niemand sitzen kann, ohne sich den Poppes zu verbrennen, Parkhäuser eröffnet, die sofort wieder geschlossen werden, weil man sie nicht befahren kann, und, und, und…….jeder kennt doch mittlerweile diese nicht enden wollende Liste der Schildbürgerstreiche.
Und dieses Stück Geschichte, was es zu erhalten gilt, wird von einem Heimatverein betreut, der sich natürlich über jede Spende freut, die ganze Arbeit und das Herzblut, das dort mittlerweile drin steckt, kann man eh nicht mit Geld bezahlen.
Ich glaube, man könnte dort auch gut mit Schulklassen einkehren. Ist sicherlich für einige ganz gut zu wissen bzw. zu sehen, wie gut es ihnen mittlerweile geht.
So erreicht ihr die Höhlenwohnungen
Höhlenwohnungen Langenstein (zwischen Blankenburg und Halberstadt)
Schäferberg 35, 38895 Langenstein
Kontakt für eine Führung
Für Anfragen nach einer Führung könnt ihr euch bei Herrn Scholle (03941 / 602104) vom Langensteiner Höhlenwohnungen e. V. oder Herrn Siegfried Schwalbe (03941 602108; schwalbe-langenstein@gmx.de) melden. Die Führungen sind gratis, aber auch hier wieder der Hinweis, dass sich der Verein über jede Spende freut (gern auch großzügige).
Dank des großen Engagements des Vereins können wir uns heute fünf dieser Höhlen ansehen. 1916 ist der letzte Höhlenbewohner ausgezogen, seitdem wurden die Wohnungen als Vorratskeller oder Tierställe genutzt. Die fleißigen Helfer des Vereins mussten erst einmal alles entrümpeln, sortieren und wieder herrichten.